Wir über uns

IN MEMORIAM DR.MED.MARGARETE VIKTORIA BLANK

geb. am 21.02.1901
ermordet am 08.02.1945

„Verzeiht mir, wenn ich manchmal zu wenig Zeit für Euch hatte! Die Pflicht gegen meine Kranken ging mir vor.“ In den letzten Stunden ihres Lebens schrieb Margarete Blank diese Zeilen an ihren Bruder Herbert. Sie war Opfer einer Denunziation durch einen Berufskollegen geworden, dessen Kinder sie von einer damals todbringenden Krankheit geheilt hatte. Im Gespräch mit der Mutter der Kinder hatte sie sich positiv über die Sowjetunion und die Rote Armee geäußert. Das genügte für eine Verurteilung wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung zum Tode. Wenige Stunden vor Beginn der Bombenangriffe auf Dresden wurde das Urteil noch in den Abendstunden des 08. Februar vollstreckt. Margarete Blank wurde vor 118 Jahren geboren und starb unter dem Fallbeil vor 74 Jahren. Sie ist gerade einmal 44 Jahre alt geworden. Alle, die sich etwas näher mit ihrer Biografie beschäftigen, sind beeindruckt von der Persönlichkeit der Ärztin. In Kiew als Deutsch-Baltin geboren, kam sie mit 20 Jahren nach Leipzig und studierte hier Medizin. Sie wurde eine hervorragende Ärztin und bis heute erinnern sich ältere Bewohner unserer Gemeinde Borsdorf mit großer Wertschätzung an Margarete Blank. Als sie am 14. Juli 1944 zum Gestapoverhör nach Leipzig fuhr, konnte sie nicht ahnen, dass sie nie wieder in ihr Häuschen nach Panitzsch (Ortsteil von Borsdorf) zurückkehren würde. Der “Pilz“ wie das kleine Holzhaus wegen der Dachform bis heute bezeichnet wird, hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Es war 1929 von Margarete und ihrer Schwester, Freunden und Medizinkollegen auf freiem Feld errichtet worden. Nach Kriegsende lebten Umsiedler im Haus und in den 50er Jahren wurde es als Jugendheim genutzt. Die Gemeinde Panitzsch verkaufte das Haus dann später an einen Privatmann. Schwester und Schwager von Margarete Blank erwarben das Haus unter großen finanziellen Anstrengungen zurück. Sie erinnerten die Gemeinde an die Lebensgeschichte der Ärztin. 1959 machte schließlich Schwester Eleonore das Haus der Gemeinde zum Geschenk. In der Schenkungsurkunde wurde festgehalten, dass das Haus nie abgerissen werden dürfe und immer als Ort der Erinnerung an Margarete Blank zu nutzen ist. Nachdem aber 1970 die Gemeinde gegen den Schenkungsvertrag verstoßen und das Haus verkauft hatte, musste der Verkauf nach energischem Protest von Eleonore Behrsing rückgängig gemacht werden. 1975 wurde schließlich ein kleiner Gedenkraum im Haus eingerichtet.1990 drohte erneuter Verkauf, konnte aber durch den damaligen Amtsleiter im Kulturamt verhindert werden. Seit 1995 hatte der von Charlotte Zeitschel gegründete Förderverein das Haus in Pacht und nutzte es entsprechend den Schenkungsbedingungen als Gedenk- und Begegnungsstätte. Nach dem Tod von Charlotte Zeitschel, die unter dem Dach des Fördervereins auch die Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig gründete und sich als Vorsitzende bleibende Verdienste erworben hat, arbeitete eine kleine Arbeitsgruppe im Blank-Haus. 2012/13 wurde mit der notwendigen äußeren und inneren Sanierung des Hauses, die die Neugestaltung des Gedenkraumes, die Nutzung der weiteren Räume des Hauses für Veranstaltungen und die Gestaltung der Außenanlagen einbezieht, begonnen. Die zur Verfügung gestellten Mittel, vor allem von der Gemeinde, reichen dafür nicht aus. Gefördert wurde bisher im Rahmen des Fördervereins die größere Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig. Da auch die Aufgaben beider Gedenkstätten immer spezifischer wurden, wurde im November 2019 ein eigenständiger Verein „Dr.-Margarete-Blank-Gedenkstätte Panitzsch e. V“ gegründet, dessen Ziel der Aufbau einer antifaschistischen Erholungs- / Begegnungsstätte ist, wo die Erinnerung bewahrt wird und das Gedenken in die nächste Generation getragen wird.

Auf dem Laufenden über die Gedenkstätte und den Verein kann man sich auf unserer Internetpräsenz www.margarete-blank-haus.de oder über Social Media Facebook / Twitter halten. Über tatkräftige Unterstützung / Spenden (siehe Internetseite) zum Erhalt der Gedenkstätte freuen wir uns immer gerade in Zeiten, wo zivil gesellschaftliche Erinnerungsprojekte unter politischen Druck von rechts geraten.

Wir wissen um die Verantwortung, das Bank-Haus zu erhalten. Es soll auch das einzige in Deutschland erhaltene Haus sein, in dem eine Ärztin wohnte, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Die heutige Welt mahnt uns, die Erinnerung an Menschen wie Margarete Blank, an die Christin, Humanistin und unerschrockene Gegnerin eines unmenschlichen, verbrecherischen Regimes zu bewahren. Als Interimslösung bis zur Neueröffnung des Blank-Hauses wurde mit finanzieller Unterstützung der Stadt Leipzig die Wanderausstellung überarbeitet und in eine moderne ansprechende Form gebracht. Sie kann angefordert werden. Wir würden es gern mit Gesprächsrunden an Schulen und Einrichtungen verbinden, um das Gedenken an diese besondere Frau zu bewahren, und die Erinnerung in die nächste Generation zu tragen.

Dr. Petra Lau
Lars Klaus Aßhauer