Margarete Blank

geboren am 21.02.1901
hingerichtet am 08.02.1945 in Dresden

Margarete Blank war keine Einheimische. Sie kam als Fremde in das Dorf und war mit den Eigenheiten und Lebensgewohnheiten dieser kleinen, damals kaum mehr als 1000 Einwohner zählenden Gemeinde nur wenig vertraut. Ihre Eltern waren wohlhabende Deutsch-Balten, die in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine Anfang dieses Jahrhunderts lebten. Der Vater projektierte als Diplomingenieur in diesem landwirtschaftlichen Gebiet Zuckerfabriken, die Mutter arbeitete als Zahnärztin.

Die drei Kinder, Herbert – der älteste -, Margarete und Eleonore verlebten eine glückliche Kindheit, frei von materiellen Sorgen. Sie interessierten sich für Kunst. Literatur, Musik und Sprachen. Die Schwestern besuchten eine evangelische Töchterschule und später eine Frauenhochschule in Kiew. Margarete beherrschte 6 Sprachen, einschließlich der griechischen und hebräischen.

Kiew war in den Jahren 1918 bis 1920 von erbitterten Kämpfen gekennzeichnet. Die Stadt wurde abwechselnd von revolutionären Arbeitern, ukrainischen Nationalisten sowie polnischen und deutschen Interventen beherrscht. In diesen Kämpfen von Revolution und Bürgerkrieg wurde die Mutter durch ein Geschoß tödlich getroffen. Daraufhin verließen die Blanks – Vater, Sohn und die Töchter – ihre ukrainische Heimat und siedelten nach Deutschland über. Ihre erste Station war Kolberg an der pommerschen Ostseeküste. Am Realgymnasium dieser Stadt legten die Schwestern ihre Reifeprüfung ab. Der um 10 Jahre ältere Bruder hatte seine Ausbildung bereits in Kiew abgeschlossen.

Nach kurzer Zeit schon trennte sich der Vater von den Kindern und wählte Berlin als neuen Wohnsitz. Die Geschwister zog es nach Leipzig, bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich diese Stadt mit ihrer ehrwürdigen Universität zu einem Anziehungspunkt für junge russische Intellektuelle entwickelt.

Hier lernten sie auch die Brüder Valentin und Georg Sacke kennen, Deutsch-Balten, wie sie, die in Leipzig studierten. Ganz sicher waren es nicht nur gleiche Erinnerungen an die ferne Heimat ihrer Kinderzeit, die sie zu guten Freunden werden ließen. Vielmehr waren es wohl gemeinsame humanistische Ideale, die sie miteinander verbanden und später zu mutigen, standhaften Kämpfern gegen Faschismus und Krieg werden ließen. Im Mai 1921 erfüllte sich Margaretes Wunsch: Sie begann an dieser traditionsreichen Alma mater Lipsiensis ihr Medizinstudium. Das war zur damaligen Zeit für eine Frau durchaus noch nichts Alltägliches!

Alle amtlichen Dokumente, von der Verpflichtungsurkunde bis zum Studienabschluß, enthielten nur die Bezeichnung „Herr“, die dann handschriftlich auf „Fräulein“ abgeändert wurden. Mit der ihr eigenen Zielstrebigkeit begann das junge Mädchen das Studium und legte nach zwei Jahren die erste Vorprüfung ab, die über die weitere Eignung zum Medizinstudium entschied. Der Prüfungskommission stand der berühmte Mediziner Dr. Karl Sudhoff vor. Die gestrenge Prüfungskommission bescheinigte der Studentin Margarete Blank sehr gute Leistungen und erteilte ihr die Gesamtnote 1. Das „sehr gut“ wiederholte Margarete drei Jahre später in der ärztlichen Abschlußprüfung und nach einem anschließenden praktischen Jahr in verschiedenen Fachkliniken wurde ihr im Dezember 1927 die Approbation als Ärztin erteilt. Endlich geschafft! Sechs Jahre harten entbehrungsreichen Studiums lagen hinter ihr.

Nach dem Studium sammelte Margarete als junge Assistenzärztin praktische Erfahrungen an Leipziger Kliniken, insbesondere auf den Gebieten der Chirurgie und inneren Medizin. Außerdem übernahm sie zeitweilige Vertretungen im Stadtkrankenhaus Kirchberg in Sachsen, in einer ausgedehnten Landpraxis in Scheibenberg im Erzgebirge sowie bei einem praktischen Arzt in Leipzig. Von den Leitern dieser Einrichtungen erhielt sie ausgezeichnete Zeugnisse, die ihr die Bewerbung an einer der Leipziger Universitätskliniken ermöglicht hätten.. Aber Margarete gewann während dieser praktischen Tätigkeit die Erkenntnis, wie wichtig es ist, unmittelbaren Kontakt zu seinen Patienten zu haben, sie in ihrer Umwelt, mit ihren Sorgen und Problemen kennenzulernen, um ihnen wirksam helfen zu können. Deshalb war es ihr Wunsch, eine eigene Arztpraxis zu eröffnen. Das war ein kühner Entschluß für ein Mädchen, das weder Fürsprecher noch das erforderliche Startkapital besaß. Wie wollte sie das allein schaffen?

Sie schaffte es!

Anfang 1929 bewarb sie sich um die Eröffnung einer Landarztpraxis in Panitzsch. In diesem Ort hatte es zuvor noch nie einen eigenen Arzt gegeben. Waren die Menschen krank, mußten sie einen Arzt in Borsdorf oder Taucha konsultieren.

Warum sich Margarete gerade für Panitzsch entschied, weiß heute niemand mehr zu sagen. Vielleicht folgte sie einer Empfehlung des Bruders, der in diesem Ort ein Grundstück erworben hatte – oder die fehlenden Mittel gestatteten ihr nicht, sich um eine größere Praxis zu bewerben. Der Gemeinderat prüfte die Bewerbung; er prüfte lange und ließ sich Zeit mit der endgültigen Entscheidung. Endlich am 1. Februar 1930, erhielt Margarete die Mitteilung, „daß das hiesige Gemeindeverordnetenkollegium und der Finanz- und Verfassungsausschuß… einstimmig das Bedürfnis zur Niederlassung eines Arztes in Panitzsch bejaht haben.“ Dieser neue Weg, den die junge, noch unerfahrene Ärztin betrat, war nicht weniger schwer als das hinter ihr liegende Studium. Die Schwestern hatten inzwischen ihr gemeinsames Studentenzimmer in Leipzig aufgegeben und waren nach Panitzsch verzogen. Eleonore brach ihr eigenes Studium ab, um der Schwester bei der Einrichtung der Praxis zu helfen.

Der Umzug ging schnell, ein Möbelwagen war nicht notwendig. Die gesamte Habe fand in zwei Koffern Platz. In einem Wohnhaus in der Sehliser Str. mieteten die Schwestern zwei Zimmer, das eine zum Wohnen, das andere für die Praxis. Wenige Monate später gesellte sich der junge Orientalist Dr. Siegfried Behrsing zu ihnen; auch er fand im gleichen Hause Unterkunft. Während seines Studiums in Leipzig hatte er Eleonore kennengelernt und später geheiratet.

War es für die kleine Landgemeinde schon ungewöhnlich, zwei junge Frauen aufzunehmen, die im fernen Rußland geboren waren, so kam der junge Doktor Behrsing von noch weiter her. „Zugezogen aus Peking“ stand in der Einwohnermeldekartei, dahinter ein kleines Fragezeichen. Sollte das etwa verschrieben sein und Penig bei Leipzig heißen? Nein, der Ortsname Peking stimmte. Dr. Behrsing, ebenfalls ein Deutsch-Balte, der in Leipzig promoviert hatte, beschäftigte sich mit der Sprache und Kultur des fernen China. In Peking hatte er ein Praktikum absolviert und war jetzt zurückgekehrt.

Das ausgezeichnete Fachwissen, die Wärme und das Verständnis der jungen Ärztin für die Nöte und Sorgen der Menschen, die Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft der Schwestern, ließen sie sehr schnell Achtung und Vertrauen finden. Bald gewannen sie Freunde im Ort. Immer öfter wurde sie auch zu Patienten in den Nachbarorten gerufen. Selbst in Taucha war sie geschätzt und geachtet, trotz mehrerer dort ansässiger Ärzte. Später sah sich selbst die faschistische Justiz zu dem Eingeständnis gezwungen, daß „Margarete Blank eine anerkannte tüchtige Ärztin“ war.

Neben ihrer umfangreichen Arbeit in Panitzsch blieb Margarete mit der Leipziger Universität verbunden. Sie war Mitglied des Instituts der Geschichte der Medizin, das von 1925-1932 von Professor Henry Ernest Sigerist geleitet wurde. Zu seinen Arbeitsmethoden gehörten regelmäßige Foren und Streitgespräche über medizinische, sozialplolitische, ethische und philosophische Probleme mit den Mitgliedern des Instituts. Dazu gehörten junge Wissenschaftler, Studenten und Ärzte aus der Praxis, die sich auf ihre Promotion vorbereiten. Professor Sigerist, ihr „Doktorvater“ schätzte die sachkundige und fleißige Mitarbeit Margaretes in diesen Foren. Bereits als praktische Ärztin tätig, promovierte sie 1932 zum Doktor der Medizin.

In Panitzsch erwarteten die junge Ärztin viele Aufgaben. Die Arztpraxis wurde sehr bald zu eng. In der Hauptstraße gegenüber dem heutigen Gemeindeamt fanden sich größere Räume, die sie bis zu ihrem Tode nutzte. Diese Praxis bestand bis Mitte der 70 er Jahre. Sie wurde erst geschlossen, nachdem gegenüber, im heutigen Gemeindeamt eine neue Ambulanz eröffnete.

Die wachsenden Einkünfte der Ärztin und das bescheidene Assistentengehalt Dr. Behrsings gestatteten es, mit Hilfe eines Darlehns ein Grundstück zu erwerben und darauf ein einfaches Holzhaus zu bauen. Eine winzige Küche, zwei kleine Wohnräume und ein Erdkeller vor dem Haus – das war ihr ganzer Komfort. Wer hätte in dieser schweren Zeit der Weltwirtschaftskrise schon großzügiger bauen können? Die drei Bewohner vom „Pilz“, so wurde das Häuschen liebevoll von ihnen genannt, waren zufrieden. Sie fühlten sich wohl in ihrer neuen Umgebung.

Ein ausgefahrener Sandweg führte hügelan aus dem Dorf hinaus zu diesem Grundstück am Ortsausgang. Von dort schweifte der Blick über ausgedehnte Felder und Wiesen bis hin zum bewaldeten Fuchsberg. Das mag die Schwestern ein wenig an ihre ukrainische Heimat erinnert haben. Zu Lebzeiten Margaretes ging es im Haus oft recht fröhlich zu. Freunde und Kampfgefährten genossen die herzliche Gastfreundschaft der Schwestern. Zu ihnen zählten Valentin und Georg Sacke mit ihren Frauen, Berufskollegen und gelegentlich auch Professor Sigerist mit seiner Familie. Ein herzlich willkommener Besucher war der Ingenieur Alexander Hardt, ein Freund der Schwestern, den sie aus ihrer gemeinsamen Jugendzeit in Kiew kannten. Auch er war nach Deutschland übergesiedelt und wohnte in Berlin.

Geheiratet und eine eigene Familie gegründet hat Margarete nicht. Ihre ganze Fürsorge und Zuwendung galt ihren Patienten und Freunden sowie denen, die ihre Hilfe suchten. Das forderte ihr viel Kraft, Selbstdisziplin und persönliche Bescheidenheit ab. Sie war ein wunderbarer Mensch, eine bemerkenswerte Persönlichkeit, sagten alle, die sie kennen und schätzen gelernt hatten. Sie liebte die Natur und die Tiere. Ein Foxterrier war ihr ständiger Begleiter.

Das Jahr 1932 warf erste Schatten auf das Leben Margaretes. Professor Ernest Sigerist verließ mit seiner Familie Deutschland; er folgte einem Ruf an die Universität in Baltimore in den USA. Die Gefahr des Faschismus erkennend, begleiteten ihn einige seiner engsten Mitarbeiter. Er bot auch Margarete an, ihm dorthin zu folgen. Die Entscheidung fiel schwer. Hatte sie das Recht, das Vertrauen ihrer Patienten zu enttäuschen, gerade zu einer Zeit, da sie in Panitzsch Anerkennung gefunden hatte? Durfte sie die Schwester verlassen, die ihretwegen auf die Fortsetzung des eigenen Studiums verzichtet hatte? Da war auch noch das Haus, belastet mit Darlehen, die noch nicht zurückgezahlt waren. Margarete entschied: Ich bleibe. Zum damaligen Zeitpunkt konnte sie noch nicht erkennen, welches Schicksal sie später erwartete.

Das Jahr 1933 versetzte ihr und ihren Freunden schon bald harte Schläge. Siegfried, Rosemarie und Valentin Sacke, von der Universität verwiesen, verließen Leipzig. Auch Siegfried Behrsing wurde an der Universität entlassen, weil er sich weigerte, dem nationalsozialistischen Dozentenbund beizutreten. Er war längere Zeit arbeitslos, bis er 1936 eine Anstellung in einem Berliner Museum fand. Seine Frau Eleonore folgte ihm nach Berlin, blieb aber mit ihrer Schwester in ständiger Verbindung. Margarete selbst bekam ebenfalls die Gefährlichkeit der neuen Machthaber zu spüren. Unter dem Verdacht, Jüdin zu sein, wurde ihr die kassenärztliche Tätigkeit gekündigt. Das hätte das Ende ihrer Existenz bedeutet.

Die Ärztin kämpfte um ihr Recht und beschwerte sich beim Reichsarbeitsministerium. Mit Schreiben vom 30. Oktober 1933 erhielt sie von dort folgende Antwort: „Aus den von Ihnen beigebrachten Unterlagen geht hervor, daß für Sie der Nachweis arischer Abstammung wegen der besonderen Umstände nicht möglich ist. Da andererseits ein Anhaltspunkt dafür, daß Sie nichtarischer Abstammung seien, nicht vorliegt, konnte die angefochtene Entscheidung nicht aufrecht erhalten werden. Diese Entscheidung ist endgültig.“ Diese sogenannte endgültige Entscheidung schützte Margarete jedoch nicht vor neuen Repressalien. Eine Frau, die damals ihre humanistische Haltung offen zeigte, nicht mit dem Hitlergruß, sondern mit „Guten Tag“ grüßte, die es ablehnte der NSDAP und dem NS-Ärztebund beizutreten und zudem noch aus Rußland kam, war verdächtig und paßte nicht in das Ortsbild.

1939 begann der 2. Weltkrieg – Das kleine Fräulein Doktor sah sich mit neuen Anforderungen konfrontiert, die ihr viel Kraft, persönlichen Mut und politische Konsequenz abforderten. Leid galt es zu trösten in Familien, deren Angehörige aus dem Krieg nicht zurückkehrten. Krankheiten nahmen zu, je mangelhafter die Versorgung mit Lebensmitteln, Milch, Kindernahrung, Kleidung und Schuhen wurde.

Erste Bomben fielen in der Umgebung. Überall wurde die Ärztin gebraucht.

Aber da war noch etwas Neues, bisher nicht Dagewesenes, das die Humanistin zu persönlichen Entscheidungen zwang. Die deutsche Rüstungsindustrie lief auf Hochtouren. Immer mehr Menschen wurden gebraucht. Deutsche Arbeiter waren knapp. Sie verbluteten an den Fronten. Grund für Hitler, den größten Menschenhandel aller Zeiten anzuordnen.

Zunächst kamen vorwiegend junge Mädchen und Frauen aus Polen, der Ukraine und der Tschechoslowakei freiwillig nach Deutschland, um „Geld zu verdienen“. Ihnen folgten zwangsweise Deportierte aus allen okkupierten Ländern Europas. Ihnen folgten Kriegsgefangene und schließlich Tausende von KZ – Häftlingen, vorwiegend jüdische Frauen. Allein in der Stadt Taucha – umgeben von den Rüstungskonzernen „Hasag“ (Hugo-Schneider-AG, Junkers-Flugzeugwerken „Erla“ und den „Mitteldeutschen Motorenwerken“ wurden 1944 mehr als 6000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene registriert. Im Lager eingesperrt blieben sie allein mit ihren Sorgen, ihrem Heimweh und ihren durch gnadenlose Ausbeutung verursachten Krankheiten. Den deutschen Ärzten war verboten, ihnen zu helfen. Lagerärzte bekamen kaum Medikamente. Dr. Margarete Blank fand einen Weg.

Unter Umgehung staatlicher Anweisungen besorgte sie ihnen dringend benötigte Medikamente. Blättert man in alten Rezeptregistern der Tauchaer Apotheken, so fällt auf, daß sich seit 1943 bis kurz vor der Verhaftung Dr. Blanks im Juli 1944 in wachsender Anzahl Rezepte fanden mit der Bemerkung „Eigenbedarf“, „Praxisbedarf“ oder „Privat“ auf Rechnung aller damals bestehenden Krankenkassen. Das war eine von antifaschistischen Ärzten oft genutzte Möglichkeit, die Namen der Patienten zu umgehen, für die diese Medikamente bestimmt waren. Damit erschöpfte sich ihre Hilfe nicht. Margarete nutzte die Abgeschiedenheit ihrer Wohnung, um Nachrichten ausländischer Sender abzuhören und an die Gefangenen weiterzuleiten. Sie wußte, daß sie damit ihr Leben riskierte. Die Faschisten nannten das „Hörspionage“. Darauf stand die Todesstrafe.

Im Juli 1944 holte das faschistische Regime zu einem grausamen Schlag aus. Von Feinden verraten, fiel die gesamte Leitung der Leipziger Widerstandsbewegung in die Hände der Geheimen Staatspolizei. Auch Dr. Margarete Blank wurde am 14. Juli 1944 verhaftet.

Im Oktober 1944 erhob der 6. Strafsenat des Volksgerichtshofes in Dresden gegen sie Anklage wegen Wehrkraftzersetzung. Einziger Anklagepunkt war die Denunziation eines Borsdorfer Oberstabsarztes, dessen erkrankte Kinder von Dr. Margarete Blank behandelt wurden und die bei diesen Besuchen den Ängsten der Ehefrau vor den Russen beruhigend entgegentrat, reichten der faschistischen Justiz, sie als „bolschewistische Spionin“ wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode zu verurteilen. Angehörige und Freunde waren fassungslos. Im Ort wurden mehr als 200 Unterschriften für ein Gnadengesuch gesammelt. Vergeblich, der Oberreichsanwalt entschied, die Hinrichtung mit größter Beschleunigung zu veranlassen.

Am 9. Februar 1945 teilte der Oberstaatsanwalt dem Minister für Justiz mit: „Ich zeige an, daß die Verurteilte Margarete Blank am 8. Februar 1945, abends 18 Uhr 02 Minuten in einem umschlossenen Hof hingerichtet worden ist. Der Vorgang hat 20 Sekunden in Anspruch genommen. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet.“
Der Betrachter stellt sich heute die Frage – wieso dieses unvorstellbar harte Urteil? Die noch vorhandene Gnadenakte gibt außer dieser Denunziation keine weiteren Aufschlüsse. Wußte die Gestapo mehr oder genügte die Tatsache, daß sie aus der Ukraine kam, erst 1924 die deutsche Staatsbürgerschaft erwarb, keiner Partei angehörte, sondern ihre humanistische, christliche Einstellung zeigte, sie gnadenlos hinzurichten? Darüber kann heute niemand mehr Auskunft geben, denn die Gerichtsakte ist nicht mehr aufzufinden.